Ulf Tabbert malte die Geschichte der Feuerwehr

Wandbild mit viel Liebe zum Detail

Der Heilige Florian stand Pate

"Einmal Feuerwehrmann, immer Feuerwehrmann": Ulf Tabbert (70) spricht mit Leidenschaft über seinen Beruf. 36,5 Jahre stand er im Dienst der Berufsfeuerwehr Krefeld, er trug den Rang des Oberbrandmeisters. Doch nicht nur das – er machte sich dort auch als Künstler verdient. In der Alten Feuerwache an der Florastraße hat er ein facettenreiches Bild an die Wand des Aufenthaltsraums gemalt. Es zeigt die Geschichte des Feuers und der Feuerwehr von der prähistorischen Zeit bis in die moderne Zeit.

In acht Monaten Arbeit entstand das Kunstwerk zwischen Februar und September 1999. Ein typisches Szenario in dieser Zeit: Ulf Tabbert steht auf der Leiter und malt an dem Bild, das sich als Band unterhalb der Decke über zwei Wände zieht. Es leuchtet in bunten Farben, auch noch nach 22 Jahren, und verleiht dem ehemaligen Aufenthaltsraum der Feuerwehrleute noch etwas Leben. Denn heute ist der Raum ausgekühlt, kahl und leer – die Krefelder Berufsfeuerwehr ist im Jahr 2016 aus dem Gebäude ausgezogen.

Ulf Tabbert steht unter dem Heiligen Florian – der Schutzpatron der Feuerwehrleute prangte aber bereits vor Ulf Tabberts künstlerischen Aktivitäten über der Eingangstüran. "Florian war schon da, er ist wohl um 1920 herum hier an die Wand gemalt worden", weiß der Feuerwehrmann. Die Bedeutung des Heiligen für die Feuerwehr zeigt auch die raumeinnehmende Darstellung von Florian innerhalb des Wandbildes. Nicht umsonst werden Feuerwehrleute auch Floriansjünger genannt.

Am Anfang stand eine Skizze

Bevor Ulf Tabbert mit dem eigentlichen Malen anfing, hat er das gesamte Wandbild mit den einzelnen Szenen als Skizze angelegt. So konnte er Figuren, Gesichter und Ereignisse akurat und in den richtigen Proportionen darstellen. "Ich wollte schildern, wie das Feuer verehrt und genutzt wird, aber auch missbraucht wird", erklärt Ulf Tabbert sein Anliegen.

"Auch in meiner Freizeit war ich irgendwie immer Feuerwehrmann, habe zum Beispiel in Urlaub jedesmal die Feuerwache vor Ort besucht und mit den Kollegen gesprochen." Er habe oft ein Erinnerungsstück von Wachen im Ausland erhalten und es dann mit in die Florastraße gebracht. Dort wurden die guten Stücke in Vitrinen im Aufenthaltsraum aufbewahrt. Der Feuerwehrmann erinnert sich: "Als die Vitrinen eines Tages raus mussten, entstand in mir die Idee, die Historie der Feuerwehr als Wandbild zu malen."

Lebhafte Szenerie

Es lohnt sich, beim Betrachten des Bildes auf die Details zu achten. Gerade diese waren Ulf Tabbert sehr wichtig. Da rennt etwa ein Dorfbewohner zum Feuerlöschen auf den Marktplatz, die Hose hängt noch halb auf seinem Gesäß, weil er aus dem Schlaf gerissen wurde. Oder ein Feuerwehrmann holt eine Katze vom Dach, die ihn mit angelegten Ohren anfaucht und ihn kratzen will. Man sieht römische Sklaven mit erschöpften Gesichtern, die auf ihren Schultern Wasser zu einer Sammelstelle tragen. Bei der gestrengen Feuerwehr-Kommandeurin, die am Ende des Wandbilds auf Monitoren das Geschehen in der Stadt kontrolliert, "habe ich ein bisschen meine Fantasie schweifen lassen", sagt der Maler Tabbert lachend.

Beim Gang über das Gelände der alten Wache an der Florastraße kommen viele Erinnerungen in Ulf Tabbert hoch. "Bei einer so langen Dienstzeit hier fühle ich mich wieder wie zu Hause, ich kenne jeden Winkel auf dem Gelände." Und nicht nur das: Er kennt auch schier unendlich viele Geschichten über den Alltag bei der Feuerwehr, damals wie heute.

Eine tierisch gute Geschichte weiß er von den Feuerwehr-Pferden an der Florastraße anno 1910 zu erzählen: "Wenn die Alarmglocke erklang, liefen die Pferde von alleine in die Wagenhalle und stellen sich vor die Pumpenwagen. Das Geschirr hing direkt über ihnen an der Decke. 45 Sekunden später waren sie fertig zum Ausrücken." Nach fünf Jahren Dienstzeit waren die Pferde "upp", wie Ulf Tabbert weiß, "aber während ihrer Arbeitszeit waren sie die gesündesten Pferde im ganzen Kaiserreich." 

 

Als das Interview mit Ulf Tabbert stattfindet, ist es Mai. Die Forsythien blühen und die Sonne taucht das Gelände der Alten Feuerwache, das zu der Zeit seit fünf Jahren brachliegt, in hellen Sonnenschein. Im Hauptgebäude im ehemaligen Aufenthaltsraum, wo sich das Wandbild befindet, ist es noch kalt und etwas düster. Doch die Malereien von Ulf Tabbert bringen ein Strahlen hinein.

(Anmerkung der Redaktion: Das Wandbild soll im Rahmen der Revitalisierung der Alten Feuerwache erhalten bleiben, verschiedene Möglichkeiten dazu werden überprüft.)

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